Frauen fehlen in den Medien

Ich war bei der Pressekonferenz in Berlin dabei, als ProQuote Medien die neuen Zahlen vorgestellt hat und ich muss ehrlich sagen: Sie sind sehr bedenklich.

Zum zweiten Mal in Folge sinkt der Anteil von Frauen in journalistischen Führungspositionen. Zehn Jahre lang ging es aufwärts, jetzt geht es wieder rückwärts. Besonders deutlich ist der Einbruch bei Onlinemedien, wo Frauen gerade einmal 16,7 Prozent der Führungsrollen besetzen. Das sind die Medien, die unsere Gegenwart prägen und unsere Zukunft.

Aber auch der Regionaljournalismus zeigt ein eklatantes Ungleichgewicht:
Von 109 Chefredakteur:innen in regionalen Medien sind 86 männlich. Frauen kommen hier auf nur 22 Prozent. Das ist fatal denn gerade Regionalmedien prägen, wie Menschen Politik und Gesellschaft in ihrem unmittelbaren Umfeld wahrnehmen.

Umso mehr hat es mich gefreut, dass Sabine Schicketanz, Chefredakteurin der Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN), bei der Pressekonferenz auf dem Podium saß. Potsdam ist eine positive Ausnahme und ein Beispiel dafür, wie weibliche Führung Journalismus bereichert.

Wenn Frauen in den Medien fehlen, fehlt ihr Machtteil.
Und wenn ihr Machtteil fehlt, dann fehlt uns allen etwas.

Denn:
Es fehlen Vorbilder, an denen sich junge Journalistinnen und Redakteurinnen orientieren können.
Es fehlen Perspektiven, die Geschichten anders erzählen mit Blick auf Care, soziale Gerechtigkeit, Alltagsrealitäten.
Und es fehlen Impulse, die zeigen, dass Vielfalt und Qualität zusammengehören.

Was mich besonders bewegt: Frauen fehlen überall dort, wo Deutung entsteht in Redaktionen, Chefrunden, Nachrichtenauswahl, Kommentaren. Und damit fehlen sie in den öffentlichen Bildern, in denen wir uns als Gesellschaft spiegeln.

Dabei wissen wir: Vielfalt in Führung bedeutet auch Vielfalt in der Berichterstattung.
Wenn unterschiedliche Stimmen entscheiden, worüber berichtet wird, wird Journalismus demokratischer, glaubwürdiger und zukunftsfähiger.

„Vielfalt in Führungsspitzen ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch der Qualität und Zukunftsfähigkeit unserer Medien“,
sagt Edith Heitkämper von ProQuote Medien – und sie hat recht.

Denn am Ende geht es nicht nur um Führungspositionen. Es geht um Macht, um Sichtbarkeit, um demokratische Teilhabe.

Und solange Frauen dort fehlen, wo Themen gesetzt, Perspektiven gewichtet und Wirklichkeit erzählt wird, fehlt uns eine Hälfte der Wirklichkeit selbst.

Zur Studie:
Die aktuelle Erhebung von ProQuote Medien zeigt: Der Frauenmachtanteil in den Leitmedien liegt bei nur 37,8 Prozent und sinkt. Besonders im Digitalen und im Regionaljournalismus bleibt Gleichberechtigung auf der Strecke.
Mehr Informationen: www.pro-quote.de

Titelbild Studie ProQuote Medien

WO FRAUEN FÜHREN
Wie groß ist der Anteil von Frauen in Machtpositionen im Journalismus 2025?
Eine Studie von ProQuote Medien zur Geschlechterverteilung in Führungspositionen
deutscher Medienhäuser